Drei Nominierte für die DAME 2023
Ein Magazin-Text, ein Video und eine crossmediale Datenanalyse haben die Chance auf den Datenschutz Medienpreis (Dame) 2023
Zum siebten Mal versammelte sich Ende Februar die Jury des Datenschutz Medienpreises (DAME), um aus einer Vielzahl von Beiträgen die Nominierten auszuwählen. Der Gewinner wird am 28. Mai auf den BvD-Verbandstagen in Berlin bekannt gegeben.
Nominierter Textbeitrag:
„Im Spinnennetz“ von Holger Fröhlich
In seinem Artikel für das Wirtschaftsmagazin „brand eins“ widmet sich Autor Holger Fröhlich dem „Schattenmarkt der Online-Werbung“ und den Praktiken der AdTech-Unternehmen. Er kommt zu dem Schluss, dass sich die Branche eine nie da gewesene automatisierte Verfolgung und Auswertung von Verhalten im Netzt erlaubt. Daran werde sich auch bald trotz EU-Initiativen nichts ändern, zeigte sich Fröhlich überzeugt. Und das, obwohl sich die meisten Menschen aus einer Sicht sich bewusst sind, wie raffiniert der Handel mit unseren Daten mittlerweile geworden ist.
Jury-Mitglied Frederick Richter zu der Nominierung:
„Wenn ein Artikel sperrige Begriffe wie „Real-Time-Bidding“ oder „Demand Side Platform“ nicht nur verständlich erklärt, sondern auch die dazugehörigen Zusammenhänge spannend beschreibt, dann ist das schon preisverdächtig. Der Beitrag nimmt die Lesenden mit durch die interessante Geschichte der personalisierten Werbung – und er zeigt auf, dass es auch im digitalen Raum durchaus Werbeformen gibt, die die Privatsphäre weniger beeinträchtigen.“
Nominierter Jugend-Beitrag (Video):
„Enkeltrick 2.0-Betrug mit KI“
Betrüger:innen geben sich als Familienmitglieder in einer Notlage aus und fordern von ihren Opfern Geld. Durch die Verwendung öffentlich zugänglicher Daten und die zunehmende Nutzung von KI oder intelligenten Software-Tools, die Stimmen täuschend echt reproduzieren können, wirken diese Betrugsversuche besonders überzeugend. Wie einfach eine Stimme nachahmbar ist, wie gefährlich der neue Enkeltrick für die potenziellen Opfer sein kann und wie man sich und seine Angehörige davor schützt, zeigen Helene Reiner, Lenja Hülsmann, Marco Lehner und Bianca Taube aus der News-WG von Puls, dem Jugendnetzwerk des Bayerischen Rundfunks in ihrem Instagram-Video.
Jury-Mitglied Eric Hohenadel zu der Nominierung:
„Der bemerkenswerte Social Media Beitrag zeigt, wie mithilfe von künstlicher Intelligenz Identitätsdiebstahl verübt werden kann. Mit einem anschaulichen Selbstversuch wird der Appell an Jugendliche gerichtet, die eigenen Daten besser zu schützen und vielleicht auch die ältere Generation über mögliche Gefahren aufzuklären.“
Nominierter Crossmedialer Beitrag:
„Der Rohstoff der KI sind wir“ von Katharina Brunner und Elisa Harlan
Katharina Brunner und Elisa Harlan gehen in ihrer Datenanalyse für den Bayerischen Rundfunk (BR) der Frage nach, wie Crawler Bilder und Texte aus Millionen von Websites als Trainingsdaten für KI-Systeme sammeln. Ein Team aus Datenjournalistinnen hat dafür den größten öffentlich zugänglichen KI-Trainingsdatensatz untersucht, der Grundlage für Bildgeneratoren wie Stable Diffusion ist. Er besteht aus mehr als 5,8 Milliarden Verweisen auf Bilder und ihre Beschreibungen aus dem Internet. Die Vorarbeit dafür leistete das offene Netzwerk LAION. Die Abkürzung steht für Large Scale Artificial Intelligence Open Network und ist ein Zusammenschluss von Freiwilligen überwiegend aus Europa und Nordamerika. Die britische Firma Stability AI zahlte für LAION und eine Forschungsgruppe der Ludwig-Maximilians-Universität München die notwendige Rechenleistung.
Das Ergebnis der Recherche: Die Daten enthalten viele sensible und private Informationen wie Nacktfotos, Bankdaten und genaue Angaben, wo ein Foto aufgenommen wurde. Viele Betroffene sind sich dessen nicht bewusst, befanden die Autorinnen. Und sie zeigen, wie die KI-Unternehmen auf Anfragen nach Löschung privater Bilder auf Basis der DSGVO reagieren.
Jury-Mitglied Tobias Meisel zu der Nominierung:
„Der Rohstoff der KI sind wir“ beleuchtet eindrucksvoll die Rolle persönlicher Daten in der KI-Entwicklung und betont die Notwendigkeit ethischer Standards in der KI-Forschung. Mit seiner ansprechenden Aufmachung, die interaktive Elemente und visuell ansprechende Grafiken nutzt, gelingt es den Autorinnen hervorragend, komplexe Inhalte fesselnd und verständlich zu präsentieren. Dies macht den Beitrag zu einem potenziellen Gewinner.“
Die Jury des Datenschutz Medienpreises 2023:
Stefanie Rack Päd. Referentin klicksafe, Medienanstalt Rheinland-Pfalz
Eric Hohenadel klicksafe-Jugendjuror
Frederick Richter Vorstand Stiftung Datenschutz
Lars Kolan Geschäftsstellenleiter Deutscher Spendenrat
Dr. Christoph Bausewein Vorstandsmitglied des BvD und Geschäftsführer von privacy4people
Tobias Meisel Referent der DATEV-Stiftung Zukunft
Barbara Thiel Landesbeauftragte für den Datenschutz Niedersachsen a. D.
Marion Zinkeler Vorständin Verbraucherzentrale Bayern
Weitere Informationen finden Sie unter:
https://www.bvdnet.de/datenschutzmedienpreis/
Die drei nominierten Beiträge finden Sie auf