Nadja Bunk

Positive Bilanz der BvD-Verbandstage 2022: Wichtige Diskussionen und überzeugende Speaker

Nach zwei pandemiebedingten Online-Jahren fanden die BvD-Verbandstage wieder als Präsenzveranstaltung in Berlin statt

Mehr als 200 Datenschutzbeauftragte und Vertreter:innen aus Wirtschaft und Politik tagten bei den BvD-Verbandstagen am 10. und 11.05.2022 unter dem Motto „Datenschutz und IT-Sicherheit – Digitale Zukunft begleiten“. Namhafte Keynote-Speaker bereicherten den jährlich stattfinden Frühjahrskongress mit aktuellen Themen der Branche, Neuigkeiten aus der Rechtsprechung und gesellschaftspolitischen Diskussionen – darunter Datenschutzaktivist Max Schrems, Bundesdatenschutzbeauftragter Prof. Ulrich Kelber, Anke Domscheit-Berg MdB von der Fraktion DIE LINKE, Jana Gooth, wissenschaftliche Referentin am Europäischen Parlament und Prof. Dr. Dieter Kugelmann, Landesbeauftragter für den Datenschutz und die Informationsfreiheit Rheinland-Pfalz.

Ein auf den BvD-Verbandstagen angeregt diskutiertes Thema war das Zusammenspiel zwischen Datenschutz und Cybersicherheit. BvD-Vorstandsvorsitzender Thomas Spaeing nahm in seiner Begrüßung eine Einordnung des diesjährigen Themenschwerpunkts vor. Vor dem Hintergrund, dass in Deutschland immer noch mehr als 100.000 IT-Sicherheitsfachkräfte fehlen und der Bedarf auch mittelfristig nicht gedeckt werden kann, erinnerte Spaeing an das Know-how von Datenschutzbeauftragten auf diesem Gebiet. „Gerade an Orten abseits der Zentren oder im Mittelstand können Datenschutzbeauftragte den Fachkräftemangel im Bereich IT-Sicherheit zumindest zum Teil ausgleichen“, so Spaeing. „Datenschutzbeauftragte sind hier seit jeher gut ausgebildete Ansprechpartner. Das bedeutet nicht, dass sie verantwortlich für die IT-Sicherheit eines Unternehmens sein können, oder dass sie zum Beispiel die Firewalls administrieren. Aber sie können Impulse geben und Prozesse mitgestalten. IT-Sicherheitsvorfälle haben nicht immer technische Ursachen, vielmehr werden sie durch menschliches Verhalten ausgelöst.“

In seiner Eröffnungs-Keynote zum Frühjahrskongress des Berufsverbands der Datenschutzbeauftragten Deutschlands (BvD) e. V. plädiert der Bundesdatenschutzbeauftragte Prof. Ulrich Kelber dafür, Datenschutz als Motor für Innovation zu nutzen. Dabei kritisiert er unter anderem, dass in den Medien immer wieder Falschaussagen ungeprüft wiedergegeben werden, die den Datenschutz als Hauptgrund für gescheiterte Digitalisierungsbemühungen nennen. Der Datenschutz sei „kein Supergrundrecht, sondern Supersündenbock“, so Kelber. Er rät dazu, häufiger kritisch nachzufragen: „Wenn man Datenschutz in Interviews als ersten Grund hört, warum etwas nicht machbar sei, ist das häufig ein Zeichen dafür, dass man einem Digitalisierungsversager gegenübersitzt.“

In den Pausen fand sich jede Menge Gelegenheit für den Ausbau des persönlichen Netzwerks und wertvollem Erfahrungsaustausch. Die „Speakers‘ Corner“ bot eine weitere Gelegenheit und war ein Novum bei den BvD-Verbandstagen: eine eigene kleine Bühne für 20-minütige Präsentationen während der Tagungspausen. Referent:innen waren die Datenschutz-Expert:innen unserer Event Partner, mit denen der Austausch im Anschluss an eigenen Ständen fortgeführt werden konnte.

Die Preisverleihung zum jährlich vergebenen Datenschutz Medienpreis DAME 2021 fand im Anschluss an den ersten Verbandstag am 10.05. in feierlicher Atmosphäre statt und brachte mit Unterhaltungsprogramm und anschließendem Abendessen die Teilnehmenden erneut zusammen. Die mit 3.000 Euro dotierte Auszeichnung ging in diesem Jahr an die Künstlergruppe Laokoon, die mit ihrem crossmedialen Datenexperiment „Made to Measure – Eine digitale Spurensuche“ die DAME-Jury überzeugten. In dem Beitrag von Cosima Terrasse, Hans Block und Moritz Riesewieck geht es um ein anhand von Google-Daten rekonstruiertes Leben.
Neben dem Video-Beitrag von Laokoon durften sich drei weitere Beiträge über Sonderpreise in Höhe von jeweils von 1.500 Euro freuen. Den erstmals vergebenen Sonderpreis „Bester Beitrag Jugend“ erhielten Carsten Damm und Hans Höpfner vom Kinder- und Jugendpfarramt der Evangelischen Landeskirche Anhalts mit ihrem Kurzfilm „schreibt…“. Patrick Beuth gewann in der Kategorie „Print“ mit seiner SPIEGEL-Reportage „Mein Gesichtsverlust“ einen Sonderpreis, der von der Stiftung Datenschutz und dem Deutschen Spendenrat gestiftet wurde. Außerdem erhielt das Radio-Feature „Drei Jahre DSGVO – Was hat die EU-Verordnung zum Datenschutz gebracht?“ von Tobias Dirr den Sonderpreis „Bester Beitrag Audio“.

Die hohe Beteiligung zeigt, dass die BvD-Verbandstage trotz pandemiebedingter Präsenzpause weiterhin als der Treffpunkt der deutschsprachigen Datenschutz-Community gelten. Persönlicher Wissensaustausch und die Erweiterung des eigenen Netzwerks gelten unter BvD-Mitgliedern als wichtigte Ziele. Auch das nächste Format, der „1. Datenschutztag Hessen & Rheinland-Pfalz“ wird in Präsenz stattfinden und neben einem umfangreichen Programm erneut Plattform für die Vernetzung Datenschutzbeauftragter sein. Der Datenschutztag Hessen & Rheinland-Pfalz richtet sich an behördliche, kommunale und betriebliche Datenschutzbeauftragte und findet am 28.06.2022 in Frankfurt am Main statt. Das Programm und die Möglichkeit zur Anmeldung findet sich unter: www.bvdnet.de/datenschutztag

Mehr zu den BvD-Verbandstagen sowie Impressionen findet sich unter: www.bvd-datenschutzkongress.de